Ein Blick in den Spiegel verspricht uns trügerisch einen Blick in uns selbst, wenn wir nur genau genug hinschauen. Rebeccas Brust hebt sich leicht vor Stolz, als sie über die perfekt anliegenden Haare streicht. Morgen ist es soweit: Sie erreicht endlich ihr Ziel, indem sie Gottes Willen erfüllt und eine Stelle als Krankenpflegerin annimmt. Und dann wird sie frei sein. Frei von fürsorglich strafenden Blicken der Mutter, die sich um ihren Werdegang sorgt, frei von der Angst einer ungewissen Zukunft- und vom Gefühl der Unzulänglichkeit. Doch das Leben hält immer ein wenig Ironie parat: In der Realität angekommen, sieht sich Rebecca mit den Gefühlen konfrontiert, die sie so lange erfolgreich umgangen hatte. Ihr Patient Herr Lerch, gestraft mit tiefen Verbrennungen, weckt vom ersten Moment an Verlangen in ihr. Der Stress, dieses verdrängen zu müssen, treibt sie in Zwang und Selbstverachtung. Doch selbst ihr pathologischer Kampf gegen ihr Innerstes kann nicht verhindern, was unvermeidbar passieren muss: Menschlichkeit- auch wenn das Tod und Teufel bedeutet.