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    Kurzinhalt

    Als 1965 für die Kultserie des Südwestfunks "links und rechts der Autobahn" ein Film über den Kaiserstuhl gedreht wurde, war dort noch kein Gedanke, dass einmal, zehn Jahre später, Winzer und Bürger aufstehen gegen das geplante Atomkraftwerk Wyhl. Mit dem Satz "nai hämmer gsait", der stellvertretend für zivilen Widerstand bis heute steht. Gut fünfzig Jahre nach Ausstrahlung dieser Reihe durchforstet "nächste Ausfahrt- Kaiserstuhl" gut 50 Jahre Geschichte dieses vorwiegenden Weinlandes, das zur Kategorie "B" zählt- wie die Champagne. Seit 2005 erinnert auf der Gemarkung "Gestühl" in Leiselheim ein überdimensionaler Holzstuhl, sieben Meter hoch, an den Namen dieses Landstrichs. Hier soll Otto III bei seiner Durchreise zu Gericht gesessen sein, daher also: Kaiserstuhl. Viele Weinberge wurden der besseren Bewirtschaftung wegen in den 1970er Jahren terrassiert, optisch ein bis heute, gravierender Einschnitt in die aus Vulkanen entstandene Landschaft. Auch die Mengenbegrenzung im Weinbau hat dafür gesorgt, dass aus diesem kleinen Flecken Land erstklassige Weine entstehen. Wo guter Wein wächst, lassen sich gerne auch Meisterköche nieder, im Kaiserstuhl gibt es inzwischen zwei Restaurants mit jeweils einem Michelin- Stern. Doch auch Sorgen plagen die Landwirte. Zum einen die Betriebsübergaben, viele Winzer suchen lange nach Nachfolgern, wenn die Kinder andere Wege gehen wollen. Und, das liebliche Land, touristische Hochburg, könnte sich nachteilig verändern. Denn, seit die Zertifizierung im Obstbau gilt, geben immer mehr Nebenerwerbslandwirte auf. Sie müssen jährlich für diese Zertifizierung genauso viel bezahlen wie die Großen samt umfangreicher Bürokratie. Bislang sind sie gegen die Behörden nicht aufgestanden. Vielleicht ziehen sie irgendwann doch noch den Widerstands- Satz hervor und protestieren, wie in den 1970er Jahren gegen Wyhl, mit ihrem Slogan: "Nai hämmer gsait". Die Alternative zum Obstbau heißt nämlich Saat- Mais. Wie langweilig der aussieht und wie stark der mit Nitraten das Grundwasser belastet, kann man wenige Kilometer weiter im Elsass anschaulich sehen. (WSR)