„Als meine Eltern in den Westen gingen, blieb ich in der DDR. Ich wollte
Staatsfeind werden“, erzählt Wolfgang Rüddenklau, Sohn eines evangelischen
Pfarrers, Wehrdienstverweigerer, Mitbegründer der legendären
Umweltbibliothek in der Berliner Zionskirche und Herausgeber der
„Umweltblätter“.
„Wir mochten den Sozialismus nicht, weil er mit Ideologie besetzt war.
Aber wir konnten ihm auch etwas Gutes abgewinnen“. So beschreibt Werner
Henning die Haltung zur DDR im katholischen Eichsfeld, im Norden
Thüringens. Henning ist katholischer Christ, Doktor der Germanistik und
seit 20 Jahren Eichsfelder Landrat.
Wie haben Wolfgang Rüddenklau und Werner Henning (beide Mitte 50) das Jahr
der Wende erlebt? Jenes besondere Jahr zwischen Oktober 1989 und Oktober
1990, als die alte DDR nicht mehr und die neue, wiedervereinigte BRD noch
nicht war. Jene Zeit der absoluten Freiheit, der rechtsfreien Räume, der
friedlichen Anarchie.
Beiden ging es nicht um die D-Mark oder gar Bananen – sondern um eigenes
politisches Engagement, um moralische Verantwortung, um Nachhaltigkeit und
auch um so etwas wie einen eigenen politischen Weg oder wenigstens
Eigenständigkeit. Auch wenn es paradox klingt: Sie mochten es sehr, dieses
kurze, eigentümliche Utopia DDR. (c) Preuss Filmproduktion