Einer der meistzitierten und heute leider dümmsten Sprüche überhaupt ist der Simone de Beauvoir zugeschriebene Satz: Man wird nicht als Frau geboren, man wird zur Frau gemacht. Damals bedeutete als Frau geboren zu werden gesellschaftliches Schicksal: ein Leben in der Rechtlosigkeit, Unwissenheit und Überarbeitung. Der Spruch verdeutlicht, dass jede Frau identisch ist mit der ihr aufgezwungenen unterdrückten Rolle. Die Biologie, sagt der Spruch, nimmt der Frau jede Definitionsmacht, also kann die weibliche Biologie mit dem Defizitären schlechthin gleichgesetzt werden. Viele Frauen, die sich gegen ihre defizitäre Rolle zur Wehr setzen, übernehmen die Gleichsetzung des Defizitären mit der weiblichen Biologie und lehnen sie daher ab.
Die Frauen in diesem Film haben alle gemeinsam, dass sie nicht ihre Biologie infrage stellen, dass sie gerne Frauen sind, gerne Mütter sind und selber in der Lage sind, die Gesellschaft und ihre Position darin zu definieren. Sie sehen ihre Mutterrolle nicht fremdbestimmt und lassen sich gleichzeitig nicht auf die patrialisierte Form von Mütterlichkeit reduzieren. Sie wurden als Frauen geboren und definieren, was das für sie heißt. Die Kinderlosen sehen realistisch die Widerstände, die sie überwinden müssten, um allen zu zeigen, dass die Mutterrolle nicht identisch ist mit der Interpretation, die die Männergesellschaft ihr gegeben hat. Die Mütter in dem Film nehmen ihre Fähigkeit, Kinder zu gebären, an und interpretieren sie nicht defizitär, wie das Teile der Frauenbewegung lange Jahre getan haben. Mit dem Muttertier Lucy könnten die Muttermenschen sogar sagen: Die ersten Menschen waren Mütter, was sonst! (http://www.helke-sander.de/filme/muttertier-%E2%80%93-muttermensch/)