Als Sohn türkischer Gastarbeiter in München wächst Erkan Inan bei einer bayerischen Pflegemutter in Reichertshofen in der Hallertau auf. Seine ersten sechs Lebensjahre sind geprägt von Kirchenglocken, Apfelstrudel, Schwammerln suchen, Lederhosen und Blasmusik. Vor dem Zubettgehen bespritzt ihn seine Pflegemutter, von Erkan liebevoll Omi genannt, mit Weihwasser. Erkan spricht perfekt bayerisch, türkisch kann er nicht. Seine Eltern sieht er nur manchmal am Wochenende, wenn sie gerade nicht Schicht arbeiteten. Eines Tages aber stehen sie vor der Tür und nehmen ihn mit – ein Schock für den Sechsjährigen. Der zweite Schock kommt kurz danach, als seine Eltern ihn in die Türkei bringen wollen, damit aus ihm nun endlich ein Türke werde. Auf der Reise dorthin erleidet Erkan einen Nervenzusammenbruch und die Eltern, überfordert mit der Situation, behalten ihn doch in München. Sie schreiben ihn auf eine türkische Schule ein, doch weil er kaum türkisch spricht, schickt man ihn auf eine Sonderschule. Er sei „lernbehindert“ heißt es. Nur mit viel Willenskraft und einer guten Lehrerin schafft er es, sich von diesem negativen Stempel des dummen und noch dazu ausländischen Förderkinds zu befreien. Er schafft den Hauptschulabschluss, macht eine Ausbildung zum Speditionskaufmann und arbeitet heute in einem Fuhrunternehmen.