Ein junger Literaturstudent (Mark Bellinghaus), jobbt als Ghostwriter an den Memoiren einer ehemaligen, inzwischen steinalten Dirne (Trude Breitschopf). In dem verfallenen Haus lebt auch die angebliche Enkelin Josefine (Mia Martin). Durch die Lektüre des Tagebuches mischen sich in der Vorstellung des Studenten Andreas Alt, die Rollen der beiden Frauen, Realität und Imagination. Manisch angezogen durch das Phantom seiner Begierde, erliegt er schließlich einer falschen Verführung. Regisseurin Susanne Aernecke hat mit diesem, ihrem Abschlussfilm der HFF München, einen echten Hingucker geschaffen. Die Kostüme (1920er Jahre), die Musik, die Kamera und nicht zuletzt das Schauspiel Ensemble - alles ist stimmig und überzeugend bis in die kleinsten Rollen (Steffi Kammermeier und Kai Böcking). Gänsehaut pur wird hier nicht nur suggeriert, sondern beschert. Dieses von Mystik in Horror übergehende Kabinettstück, unter der Rubrik "Kurzfilm" an Festivals überaus erfolgreiche Produkt, heimste auch sehr viele Auszeichnungen und Preise ein. Zurecht.