Der Nürnberger Prozess steht als Sinnbild für die Verurteilung und Bestrafung der abscheulichen Naziverbrechen. Doch die Görings und Kaltenbrunners haben die Taten nur befohlen, selbst aber nicht ausgeführt. Das betrifft auch den Holocaust. Zwei Millionen Juden wurden bei systematischen Massenerschießungen getötet, bei denen mobile Mordkommandos der SS und Polizei in den besetzten Gebieten von Ort zu Ort marschierten, die Juden zusammentrieben und ermordeten. Unter den Schützen befanden sich auch Polizeireservisten, oft ohne militärische Erfahrung. Sie waren mehrheitlich nicht sadistisch und unnormal. Sie waren auch keine überzeugten Nazis, nicht besonders judenfeindlich, sondern liebevolle Familienväter, brave Bürger aus der Mitte der Gesellschaft.
Das Projekt hat den Arbeitstitel „Ganz normale Männer“, dem Ansatz von Christopher Browning in seinem gleichnamigen Buch folgend. Der Fokus liegt auch bei unserem Film auf dem Polizeireservebataillon 101 und der Frage, welche Faktoren diese „ganz normalen Männer“ dazu brachten, zu Massenmördern zu werden. Der Film berücksichtigt dabei die historische, ideologische und sozial-psychologische Dynamik entlang der Befehlskette von Gruppenführern wie Ohlendorf bis hin zu den Männern des Polizeireservebataillon 101. Tagebuchaufzeichnungen, Briefe und Gerichtsprotokolle erlauben uns, einen tiefen Eindruck der Gedankenwelt der Mörder zu gewinnen. Es ist eine Warnung der Geschichte: Könnten wir uns heute auch zu Verbrechern verwandeln, wenn die passenden Umstände gegeben wären?
Christopher Browning hält das für möglich: „Wenn diese ganz normalen Männer unter solchen Umständen zu Mördern werden konnten, welche Gruppe von Männern könnte es nicht?“
(Broadview TV)