Mit ihren 93 Jahren hat Dorothea wie sie sagt, „ihr Leben fertig gelebt.“ Sie lässt uns teilhaben an ihren Gedanken, an dem, was sie in ihrem hohen Alter beschäftigt, was sie zum Grübeln bringt. Sie sagt, das Alter bestehe aus großer Disziplin, Mut, Kraftanstrengung und Schmerzen. Sie sehnt den Tod herbei und möchte erlöst werden von den Behinderungen des Alters. Die Erinnerung an die Vergangenheit spielt in ihrer Gegenwart, in der sie häufig allein ist, eine entscheidende Rolle, „ich lebe ja nur noch aus der Erinnerung.“ Wobei sie darauf aufmerksam macht, dass sie lediglich allein sei, aber nicht einsam, wie man vermuten könnte.
Ihr Tagesablauf ist immer gleich und folgt einem langsamen Rhythmus. Ihr Lebensstil ist sehr bescheiden und zeitlich genau von Dorothea durchgeplant: mit morgendlichen Gymnastikübungen im Bett, dem Frühstück, dem Gang zum Briefkasten, dem Mittagschlaf. Ihre alte, wackelige Stimme ist voller mädchenhafter Energie und Freude und manchmal schlägt ihr zynischer Humor durch.
In „Ein Tag und eine Ewigkeit“ ist die Kamera immer sehr nah an Dorothea dran; im Focus steht immer sie. Es existiert nichts anderes, was ablenken könnte. Trotzdem wahrt die Kamera einen respektvollen Abstand. Der Film betont die Dauer. Er lässt Zeit, die Zeit, die das Leben der alten Frau vorgibt. Die Bilder sind in Schwarzweiß gehalten um einmal mehr die Konzentration auf die Frau zu lenken, um durch Farben nicht von dem Wesentlichen abzulenken: reduziert und akzentuiert. Die Tonebene liegt über Schwarzbildern, damit der Zuschauer Dorotheas Stimme seine volle Aufmerksamkeit zukommen und sich von ihr tragen lassen kann. Hier, wie auch hinsichtlich der Bildebene, soll die ungeteilte Aufmerksamkeit auf die Akustik gerichtet werden.