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Dokumentarfilm | 2011 | Kultur | Deutschland

    Kurzinhalt

    "Blatnjak - das sind aus der Seele gequetschte Hinterhoflieder", erklärt Punk-Ikone Sergej Shnurov. Lieder über Verbrecher, Knast, Alkohol, Drogen, über Liebe, Verrat und Tod, aber vor allem über den Verlust der Freiheit. Lieder der einfachen Leute, die das schwierige Leben in der Sowjetunion widerspiegeln. Traurig, voller Verzweiflung, aber auch laut, anarchistisch und geprägt vom Durchhaltewillen und innerer Emigration. Die Welt, der Peter Rippls Dokumentation nachspürt, scheint mit dem Untergang der Sowjetunion verschwunden.

    Dabei waren die Lieder der "Blatnoi", der Diebe und Gauner, die Lieder aus den Straf- und Arbeitslagern, heißgeliebt in der gesamten Sowjetunion. Sie wurden illegal aufgenommen, immer wieder kopiert und getauscht, bis sie im ganzen Land und allen sozialen Schichten verbreitet waren.

    In St. Petersburg leben zwei längst vergessene Helden des sowjetischen Undergrounds, die Produzenten Rudi Fuks, 74 Jahre alt, und Sergej Maklakov, 80 Jahre alt. Sie erklären, warum die Gangster-Romantik im realen Sozialismus so gut ankam, wie sie die Lieder heimlich in ihren Wohnzimmern aufnahmen, wie man aus alten Röntgenfilmen Schallplatten herstellte und welche Gefahren beim Verkauf auf dem Schwarzmarkt lauerten. Der 100-jährige Pawel Galitzki erinnert sich an seinen Überlebenskampf in Stalins Arbeitslager und erweckt mit seinem im Lager entstandenen Liebeslied an seine Frau den Schmerz und die Wut seiner jungen Jahre wieder zum Leben. "Es ging nie um sozialen Protest, sondern um die Beschreibung unseres realen Lebens", erläutert der ehemalige Gangster Wladimir Wolschski, der nach zwanzig Jahren Gefängnis ein neues Leben als Musiker begann.

    Der russische Star-Chansonnier Alexander Rosenbaum dagegen hat seine Karriere zwar dem Gangsterchansons zu verdanken, distanziert sich heute aber von dem Genre - und wird darin von jungen Strafgefangenen bestätigt: "Man möchte lieber was Aufbauendes hören." Doch tot zu kriegen ist dieser russische Mythos nicht. "Ich verrate euch ein Geheimnis", erklärt der Rapper und Dichter Stas Baretzki, "das russische Volk hat immer in der Scheiße gelebt, und es sucht einen Gesprächspartner, der auch in dieser Scheiße lebt und dabei noch singt."

    Peter Rippls "Kein Vertrauen. Keine Angst. Um nichts bitten" ist ein Film über ein Stück verdrängte und vergessene Volkskreativität. Er zeigt, wie das russische Sprichwort "Vor Gefängnis und Gosse kann sich niemand schützen" das Leben und das Bewusstsein der Menschen bis heute prägt.

    http://programm.ard.de/TV/hrfernsehen/kein-vertrauen--keine-angst--um-nichts-bitten/eid_281089765885042?list=now

    Produktionsfirmen

    FirmaAnmerkung
    Best Before Filmproduction