Guédelon - Die ersten 10 Jahre

Wer die Baustelle von Guédelon im Burgund betritt, wird nicht nur Zeuge eines der ungewöhnlichsten Bauvorhaben der Gegenwart. Der Besucher dieser Baustelle wird auch zum Zeitreisenden und als solcher unverhofft ins Mittelalter katapultiert. In den Wäldern von Saint-Sauveur entsteht nämlich eine Burg. Das Besondere: die Bauarbeiten finden unter denselben Bedingungen wie vor 700 Jahren statt. Handarbeit ist angesagt, ohne Bagger, LKW und Bohrmaschine. Eine beeindruckende Szenerie tut sich da auf: rund 50 Menschen arbeiten in historischen Gewändern und unter wissenschaftlicher Leitung an einem gemeinsamen Lebenswerk. Bis zum Jahr 2025 will man fertig sein.
Guédelon ist Baustelle und Freilichtmuseum zugleich. Inzwischen kommen jährlich rund 200.000 Besucher, weshalb sich das Unternehmen längst durch Eintrittsgelder selbst finanziert. Abgesehen von Personalkosten entstehen kaum Ausgaben, da man sämtliche Rohstoffe vor Ort gewinnt und verarbeitet. Anfangs belächelt, wird Guédelon inzwischen vom französischen Staat, führenden Historikern, Kunstgeschichtlern und Architekten betreut.
Guédelon ist ein faszinierender Schauplatz, denn entgegen der sonst notdürftig zusammengenagelten Filmkulissen ist hier alles echt, auch die mittelalterlich gekleideten Arbeiter. Guedelon ist ein archäologisches Experiment - und die perfekte Illusion einer vergangenen Epoche. (Quelle: Reinhard Kungel)