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    Kurzinhalt

    Passt das zusammen: eine schwer kranke Rentnerin mit einem jugendlich wirkenden LKW-Fahrer, Anfang 40, aus dem Kosovo? Und ist es wirklich die Liebe, die ein anderes Ehepaar – sie Türkin ohne Aufenthaltsrecht, er arbeitsloser Motorrad-Freak – zusammen gebracht hat? Und wenn ja, warum leben sie dann in zwei getrennten Wohnungen, am jeweils anderen Ende der Stadt?
    Tagtäglich stehen Mitarbeiter der Ausländerbehörden vor diesen Fragen und vor solchen Paaren – in ihren Behördenbüros, aber auch vor Ort, wenn Liebesehen von Scheinehen unterschieden werden müssen. Das Ziel dabei, illegale Einwanderungsversuche aufzudecken und möglichen finanziellen Schaden der Bundesrepublik Deutschland zu begrenzen.

    Beate Schönberg, Sachbearbeiterin in der größten Ausländerbehörde Deutschlands, ist eine der Spezialistinnen, die Scheinehen aufdecken sollen. "Meistens habe ich ein gutes Näschen für Betrug", meint sie selbstsicher. "Wenn ich am Anfang den Eindruck habe, dieses Paar macht mir was vor, dann kommt in 90 Prozent der Fälle am Ende raus, dass es sich um eine Scheinehe handelt." Schließlich kann die beamtete Berliner Liebes-Testerin auf 20 Jahre Berufserfahrung zurückblicken.

    Doch bei rund einer Million binationaler Ehen in Deutschland und überdurchschnittlich vielen in Berlin, können die Beamten nur Stichproben machen. Auch bereiten sich viele der "Schein-Ehepaare" mit Unterstützung ihrer Rechtsanwälte genauestens auf die Befragungen in der Behörde vor. Beate Schönberg weiß: "Wenn wir zehn Prozent der Scheinehen rauskriegen, sind wir gut ... und die kriegen wir, glaube ich, nicht raus." Die Beamtin vergibt, was für viele Migranten existentiell ist: dauerhafte Aufenthaltsgenehmigungen. Für manch einen, der lediglich "Duldungspapiere" besitzt und daher nur übergangsweise in Deutschland bleiben darf, ist die Heirat mit einer/einem Deutschen, die letzte Chance, um hier bleiben zu dürfen.

    Bildunterschrift: Fahnderinnen bei einer unangemeldeter Ehekontrolle.
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    Stets gilt es zu entscheiden: Lieben sie sich oder lieben sie sich nicht? Bereits beim Eintreten der Paare in ihr Büro macht sich Beate Schönbergeinen ersten Eindruck. Wie geht das Paar miteinander um, berühren sie sich mal, scherzen oder streiten sie miteinander? Doch ein Bauchgefühl allein reicht nicht aus, denn sie muss einen Verdacht akribisch beweisen können.
    Zunächst werden die Eheleute verhört, getrennt voneinander: "Was haben Sie gestern gemeinsam gefrühstückt? Was haben Sie Ihrer Frau zum Geburtstag geschenkt? Wie ist der Mädchenname Ihrer Frau?"

    Das, was dabei herauskommt, ist schwer zu beurteilen: Zu wenig Übereinstimmung ist genauso verdächtig wie völlige Übereinstimmung. Denn Partner aus so genannten "Cash-Ehen", also aus Ehen, die nur geschlossen wurden, um Aufenthaltsberechtigungen gegen Bargeld zu tauschen, treten oft abgebrüht und bestens vorbereitet auf, während echte Liebende auf manches Detail nicht achten oder sich einfach schlecht erinnern können.

    Wenn Frau Schönberg noch Zweifel hat, holt sie sich Hilfe bei der Polizei. Polizeibeamte der "Arbeitsgruppe Ausländer", besuchen die Paare in ihren Wohnungen und suchen nach Beweisen, die eine mögliche Scheinehe gerichtsfest machen. Sie befragen Nachbarn oder stehen morgens um sieben Uhr unangemeldet vor der Wohnungstür und zählen die Zahnbürsten im Bad oder schauen, ob die Hausschuhe der Eheleute neben demselben Bett stehen. (Quelle: ARD)