Jean Genet - Ein aufsässiger Schriftsteller

Der Angeklagte Jean Genet sei einer der größten lebenden Schriftsteller Frankreichs, sagte Jean Cocteau 1943, als er vor Gericht für ihn aussagte: Dabei hatte Genet (1910-1986) erst ein Jahr zuvor - im Gefängnis - entdeckt, dass das Schreiben sein Anliegen ist. In seinen Theaterstücken - von den "Zofen" (1947) bis zu "Splendid's" (1994) - verklärte er das Leben von Außenseitern und Verbrechern geradezu und übte damit radikal Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen seiner Zeit. Zum 100. Todestag widmete ihm ARTE ein Porträt, in dem auch die Menschen zu Wort kommen, die Genet in seinem Werk verewigte.

Der Film folgt den Spuren des ebenso begnadeten wie umstrittenen Dichters, Romanautors und Dramatikers, der wegen unzähliger Delikte im Gefängnis saß und sich offen zu seiner Homosexualität bekannte. An ihm vertrauten Orten in Rom, Marrakesch, Paris, Saint-Brieuc und New York, in Hotelzimmern und Gefängniszellen kommen Häftlinge, Transvestiten, Illegale und andere Randexistenzen zu Wort, die auch als Figuren Eingang in Genets autobiografisch gefärbtes Werk gefunden haben. Sie schildern ihre Beziehung zu ihm sowie sein Denken und Handeln. An vielen von Genets Lebensstationen, die der Film nachzeichnet - Naher und Mittlerer Osten, USA, Osteuropa, Italien, Deutschland und Griechenland -, hat sich der Autor auch politisch engagiert.

Genets Stücke gehören zu den international meistgespielten. Seine Romane und Gedichte werden gelehrt, gelesen und adaptiert. Auch heute lässt der selbsternannte Gesellschaftsfeind niemanden gleichgültig, löst immer noch leidenschaftliche Begeisterung und Ablehnung aus. Seine Schriften, Taten und Manifeste prägen unsere individuelle und kollektive Identität zum Teil bis heute. (http://programm.ard.de/TV/arte/jean-genet--ein-aufsaessiger-schriftsteller/eid_287249697912977?list=now)