Der verschobene Aufstand
Neues Deutschland, Gunnar Decker, 14.05.2011
Regisseurin Jette Steckel beweist sicheres Gespür für Rhythmus und die Frage: Wie nehme ich Gorkis Text zugleich ganz ernst – und hole unsere historische Erfahrung mit ins Geschehen? […] Steckel inszeniert die Krankheit der Zeit, aber so, dass wir keinen Moment lang den Eindruck haben, diese sei eine von Gestern. Und die Zukunft, sie verheißt und bedroht gleichermaßen. […] Und wir sehen: Das sind wir, auf unseren überschaubaren Lebenskreis bezogen, in Abwehr die grausame Welt, wenn sie nach uns greift. Virtuosen des Überlebens, mehr nicht – aber so viel doch.
Die alten Spießer sind wie neu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Irene Bazinger, 13.05. 2011
Nach dem Motto „Der Spießer in denen ist der Spießer in dir“ vermag […] [JetteSteckel] die zehn Schauspieler sozusagen an der biographischen Ehre zu packen, um deren eigene Erfahrungen eng mit den entsprechenden Personen des Stücks zu vermischen. Das ist riskant, könnte es doch ungefiltert in Privatkitsch münden, aber der Mut der Beteiligten lohnt sich und macht die ‚Kleinbürger‘, denen nie viel Erfolg beschieden war, zu einer kurzweiligen, unsentimentalen und berührenden Aufführung. […] In kurzen Filmen sind die Darsteller […] in Privatkleidung zu sehen, wie sie aus Tagebüchern vorlesen, Wäsche waschen, sich in Berlin tummeln. Auch auf diese Art hat sich das ganze Ensemble Gorkis ‚Dramatische Skizze in vier Akten‘ überzeugend zu eigen gemacht und sie aktuell und historisch zugleich legitimiert. Eine kunstvolle Wiederbelebung.