THIS AIN‘T CALIFORNIA
"This Ain´t California“ definiert das Genre des Dokumentarfilms neu
In 90 Minuten wird der Blick auf die DDR geschärft; die Subkultur der Skater zeigt, dass es dort nicht nur grau in grau und „Trabbiausdünstungen“ gab. Das, was Wildfremd Production (Ronald Vietz & Michael Schöbel) mit dem Regisseur Marten Persiel aus Originalausschnitten über die „Rollbrettfahrer“-Szene im Osten der 80er Jahre, aus Animationen und der Wiederbegegnung mit den Protagonisten im Heute zusammengestellt haben, ist nicht nur eine eigene, in sich geschlossene Geschichte. Dieser Film setzt auch ästhetisch einen Maßstab, an dem es sich zu orientieren gilt.
„Skaten als Befreiung“ – ist einer der programmatischen Sätze. Skaten „ohne Leistungsdruck, ohne besser seien zu müssen als jemand Anderer.“, wie es einer der Hauptcharaktere ausdrückt, wird in der Rückschau zum Sport – oder, um es ganz schlimm auszudrücken – „Lifestyle gewordener Freiheitsdrang“. Unglaublich schon allein die Tatsache, dass sich dieser kalifornische Spaß in der DDR finden ließ.
„So war die DDR nicht gedacht – die Strasse war nicht zum spielen da.“, heißt es an anderer Stelle im Film. Dabei rasen die „Rollbretter“ zu Bildern der 80er Jahre über den Alexanderplatz: Hotpants, Sex und Musik – neben den staatlich verordneten Aufmärschen.
Die Geschichte ist authentisch bis in das Produzenten- und Kreativ-Team des Films, das sich aus Ost- und Westdeutschen Skatern und Filmern zusammensetzt.
Neben dem „Wessi“ Regisseur Marten Persiel, auch „Ossis“ in der Produktion, die ihre Vita aufarbeiten und dabei, ohne zu romantisieren, aus eigener Erfahrung schöpfen.
Es gelingt, den Bogen bis in die Gegenwart zu spannen, zu zeigen wie diese Biografien (geprägt von einem restriktiven System) eine eigene Kraft haben. „This Ain´t California“ kommt leichtfüßig daher, mit einem kraftvollen Soundtrack, der so grenzenlos ist wie die Lebensfreude der Hauptfiguren. Es ist aber mitnichten ein leichtfüßiger Film. Es ist eine Metapher, die ihren Ausgangspunkt in der DDR Geschichte hat, ihren Zeitbezug aber nicht mit dem Ende des Ostblocks verliert.
Es waren – im positiven Sinne – Profis am Werk, die nach Jahren in den verschiedensten Genres, ihren ersten eigenen wunderbaren Kinofilm realisiert haben.
Die Bildsprache, der Schnitt, die Animationen– das alles verrät Know-how beim Gucken des Films.
Und zum Glück für den Zuschauer auch die unverdorbene Lust am Medium.
Das Leben in der DDR, wie es noch nie zu sehen war. Ein Film, der eine Generation in den 80er Jahren der DDR zeigt, über die es noch nie einen Film gegeben hat - frei von den gängigen DDR Klischees, derer sich gerne mit Blick aus dem Westen bedient wird.
Ein Film, der vom Osten in den Westen schaut, bis ins Jahr 2011 - immer klar mit dem Fokus auf ein Thema „Freundschaft“
Wildfremd 2012