Ist es Liebe oder Spielsucht, Geldgier oder Lust an der Macht über andere? Keiner Figur in Prokofjews Oper nach dem autobiographisch inspirierten Roman von Fjodor Dostojewski ist wohl ganz zu trauen.
Aus Dostojewskis Psychogramm eines spielsüchtigen Ich-Erzählers formte Prokofjew, der sich das Libretto seiner Oper selbst schrieb, musikalische Charakterstudien, bei denen die Gesangspartien beinahe ausnahmslos im Deklamationsgestus verbleiben. Dadurch entstand fast so etwas wie eine »Anti-Oper« – ein musiktheatralisches Werk, das sich vom geläufigen Operntypus bewusst absetzt, indem es auf ariose Gestaltungen verzichtet, jedoch Leitmotiven ähnliche Elemente zur Figurencharakterisierung nutzt. So entstehen doch größere musikalische Zusammenhänge, die wohl das einzig stabilisierende Gegengewicht zu dem ansonsten ungebrochen hohen szenischen Tempo der Dialoge bilden. Und auch in der zentralen Szene des Roulettespiels im finalen vierten Akt mit der Musik der rollenden Kugel geben die hier gänzlich auf bloße Typen reduzierten Spieler mit ihren vokalen Einwürfen dem musikalischen Stimmungsbild nur eine besondere Klangfarbe.