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© Nautilus Film
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Dokumentarfilm | 2005 | ARD [de], NDR [de], ORF [at] | Natur-Umwelt | Deutschland, Österreich

Kurzinhalt

Bunte Schmetterlinge gaukeln von Blume zu Blume, während sich ein weiß getupftes Rehkitz unter einem Grasbüschel zusammenkauert. Die Scheiben eines Traktors spiegeln den weiß-blauen Himmel wieder. Der grobe Reifen walzt an der Kamera vorbei, das blitzende Schneidwerk fährt durch die Halme. In Zeitlupe stürzen unzählige Wiesenbewohner, Heuschrecken, Spinnen, Wanzen aus dem fallenden Stängelwald hinter dem Bulldog und versuchen sich springend und krabbelnd in Sicherheit zu bringen. Wie Möwen hinter einem Fischkutter stürzen sich Stare und einige Störche auf die orientierungslosen Beutetiere. Adebar stößt zu, schnappt einen kleinen grünen Brocken und wirft ihn hoch in die Luft um ihn in seinen Kropf zu befördern. Im "Time Slice", in dem die Kamera 180° um das eingefrorene Bild saust, erkennt man eine Laubheuschrecke, die sodann in Zeitlupe im roten Vogelrachen verschwindet. Der Storch fliegt auf. Plötzlich zittern die Blütenkelche, vibriert der Boden. Ein dumpfes Grollen und Grunzen ertönt. Dann verdunkelt eine riesige rote Zunge das Bild. Büschel von Gras und Blumen verschwinden hinter mahlenden Zähnen - ein Wisent bei seiner Lieblingsbeschäftigung: Fressen. Wie große, rotbraune Hügel bewegt sich eine Gruppe der urigen Wildrinder gemächlich weidend vorwärts. Im Trick verwandelt sich eines der Wisente in einen Schlepper mit Kreiselmäher: 2000 Jahre später: ein Bauer beim Mähen. Grasbüschel werden aus dem Mähwerk herausgeschleudert, wirbeln durch die Luft und bleiben liegen...

Jeder kennt sie, jeder liebt sie: die Blumenwiese. Eine blühende Sommerwiese erscheint wie ein Meer aus leuchtenden Farben und filigranen Formen. Nicht einmal das tropische Korallenriff kann in dieser Hinsicht mit einer extensiven Bauernwiese mithalten. Ungewöhnlich viele interessante Tiere leben hier: Manche unterirdisch, einige im Wald der Halme und Stängel und einige ausschließlich in der leuchtend bunten "Wipfelregion", wo es von sirrenden und flatternden Besuchern nur so wimmelt. In der Wiese kommt das Rehkitz zur Welt, gehen Fuchs und Sumpfohreule auf Mäusepirsch. Einige der schönsten und seltensten heimischen Vögel gehören zu den "Wiesenbrütern". Aber nicht nur freundliche Kreaturen bevölkern das Reich von Karthäusernelke und Knabenkraut, von Bocksbart und Bibernelle. Die Larven des kleinen Leberegels zum Beispiel gelangen über schmackhafte Schleimbällchen von Wiesenschnecken in das Innere von Ameisen. Eine davon wandert in das Ameisen- "Hirn" und programmiert den Sechsbeiner um. Die Ameise erhält den Befehl, am Abend, statt in den Bau heimzukehren, einen Grashalm zu erklettern. Hier bekommt sie einen Beißkrampf und die Leberegel- Larven warten in aller Ruhe darauf, samt Ameise und Grashalm von einer Kuh gefressen zu werden - um in deren Leber neue Eier und Larven zu produzieren. Die Wiese ist ein Lebensraum, der sich selbst überlassen, nicht dauerhaft existieren kann. Bevor der Mensch die Großtierherden Europas vernichtete, sorgten Auerochse und Wisent, Nashorn und Elefant dafür, dass große Flächen baumfrei blieben und die Gräser und Kräuter regelmäßig kurz gehalten wurden. Wiesenpflanzen sind an diese regelmäßige "Verstümmelung" angepasst. Sie haben die Fähigkeit, aus der Basis rasch wieder neu auszutreiben. Wer diese besondere Befähigung nicht hat, hat auf der Wiese keine Überlebenschancen. Anders ausgedrückt sind im Lebensraum Wiese Pflanzen versammelt, die hier w e g e n des ständigen Abgefressenwerdens durch Großsäuger existieren können. Denn ständig versucht der Wald, die offenen Flächen wieder zurück zu erobern. Vor allem aus der Luft findet eine ständige Invasion statt: Der Wind trägt aus den Wäldern der Umgebung Hunderttausende von Samen herbei. Sie landen und beginnen zu keimen. Doch mit der ersten Beweidung oder Mahd ist das Schicksal der Baumsämlinge besiegelt. Da sie nicht mehr austreiben können, sterben sie ab. So wird die Wiese offen gehalten. Büsche und Bäume, die ihnen das Licht rauben würden, haben keine Chance. Seit dem Verschwinden der Großtiere hängt der Lebensraum Wiese ganz vom Menschen ab, der mit Weidevieh und Kreiselmäher dafür sorgt, dass nicht der Wald Besitz von den freien Flächen ergreift. Trotzdem findet man immer weniger Blumenwiesen. Warum? Die meisten blühenden Kräuter sind auf magere Böden eingestellt, eine Folge der extensiven Beweidung durch die Großtierherden von einst. Bedingungen, die die traditionelle Landwirtschaft bis ins letzte Jahrhundert bot, ob auf Viehweiden oder auf Heu- und Streuwiesen. Heute werden die meisten Wiesen aber intensiv bewirtschaftet, wie Äcker. Gedüngt und mehrmals jährlich abgeerntet. Auf diesen nährstoffreichen, fetten Wiesen wachsen nur wenige, schnellwüchsige Arten, die all die filigranen Blüher und Rispenträger überwuchern und verdrängen. Übrig bleiben nur dunkelgrüne Fettwiesen, in denen der stickstoffliebende Löwenzahn oft der einzige Farbspender ist. Manchmal taucht er die Wiesen ganz in Dottergelb. Ein schöner Anblick, aber zugleich ein lebendiger Schlussstrich unter eine Zeit, in der Hunderte verschiedene Blumen und Blümchen der Wiese ein einzigartiges und mannigfaltiges Gesicht verliehen.

Facilities

GeschäftsbereichFirmaAnmerkung
Kameras und ZubehörScienceMedia