EN / DE / FR / PL / ΕΛ / ES / IT / LT / RO
 
EN / DE / FR / PL / ΕΛ / ES / IT / LT / RO
foto | © SWR
© SWR
Doku (Reihe) | 2004

Projektdaten

Seitenverhältnis16:9 (1 : 1,78)
Bildnegativmaterial35mm
TonformatStereo

Kurzinhalt

In den Wolkengrat-Grotten, so die Übersetzung des Namens Yungang, hat sich der indische Buddhismus zu einer chinesischen Volksreligion gewandelt.
Im 5. Jahrhundert wurde die Fremdreligion des Buddhismus von den Kaisern der Wei-Dynastie zur Staatsreligion erklärt – aus politischen Gründen: Sie glaubten, dass ein Volk, das dem friedfertigen Buddhismus anhängt, leichter zu beherrschen sei. Die Geschichte gab ihnen Recht. Sie holten sich Mönche und Künstler aus den ersten buddhistischen Klöstern an der Seidenstrasse und ließen nahe ihrer Hauptstadt Pingcheng, dem heutigen Datong, monumentale Buddha-höhlen in die Felswand schlagen. Die ersten gigantischen Buddhafiguren sind Porträts der Wei-kaiser. So verehrte das Volk Gott und Kaiser zugleich.

Nur ein knappes halbes Jahrhundert wurde in Yungang gearbeitet, dann verlegten die Wei ihre Hauptstadt nach Luoyang, wo sie wieder Buddhahöhlen, die Longmen-Grotten anlegen ließen.
In den ältesten Grotten von Yungang sieht man noch, dass der Buddhismus eine weltabgewandte Erlösungslehre war: Die Buddha-Statuen sind mit schlichten, eine Schulter freilassenden Tüchern bekleidet, haben einen entrückten, unnahbaren Ausdruck, ihre Jünger tragen indische Gesichtszüge mit langen Nasen.
Der Buddhismus hat schnell viele Vorstellungen aus dem alten chinesischen Geisterglauben und aus dem Daoismus absorbiert. Die Gläubigen brauchten Bilder für ihre Verehrung und ihre Riten. In den späteren Höhlen bevölkert eine Vielzahl von Heiligen und Musikern das buddhistische Pantheon. Die Darstellungen werden bewegter, bunter, die Figuren kleiner, menschlicher. Die Buddhas haben jetzt einen freundlichen oft barmherzigen Ausdruck.
In Yungang hat der Buddhismus sein chinesisches Gesicht bekommen. (Quelle: SWR)