Vierhundert Kilometer ist Yasmin angereist, um nach Jahren des Kontaktabbruchs ihre Mutter Eleonore wiederzutreffen. Mit acht Jahren hat das Jugendamt die heute Zweiundzwanzigjährige aus der Familie geholt. Aufgewachsen ist sie danach in Heimen. Familie, das waren „wir drei Musketiere“ im Kampf gegen das Leben. Eine heroinabhängige Mutter, selbst durch jahrelangen Missbrauch des Vaters schwer traumatisiert, die die Kinder manchmal tagelang alleine ließ, weder für Essen noch Trinken sorgte und Spielzeug vom Sperrmüll organisierte. Die sich an Yasmin und ihren älteren Bruder Matthias klammerte wie an Emotionskrücken, aber nicht in der Lage war, für sie zu sorgen. Eine Mutter, die regelmäßig ausrastete, wenn sie auf Entzug war. Vernachlässigung, Gewalt und Isolation bestimmten den Alltag der Kinder, bevor das Amt sie wegholte. Anders als ihr Bruder ging Yasmin radikal auf Abstand, schrieb viel über ihre Gefühle.
Quelle: grimme-preis.de