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Kurzinhalt

Eigentlich war er des Erfolges überdrüssig. Was war das auch für ein Erfolg! Alles zwar durch eigene Anstrengung, aber doch nur von fremden Gnaden.
Er hatte in erstaunlichjungen Jahren die Karriereleiter in schwindelerregender Höhe erreicht, gehörte zum Spitzenmanagement, war dort vor wenigen Tagen sogar zum Gruppenleiter avanciert. Man begegnete ihm höflich, zuvorkommend, teilweise fast ehrfurchtsvoll. Und er verdiente eine Menge Geld. Gab es manchmal mit vollen Händen aus. Natürlich auch für seine, wie sollte es anders sein, junge und hübsche Frau.
Neulich nur am Straßenrand, da war er sparsam, fast knauserig gewesen. Schließlich hatte er das Bild doch gekauft, aber erst nach heftigen Diskussionen und nachdem er den Preis kräftig heruntergehandelt hatte. Er hatte sich von dem ,,Bilder-Verkäufer" einen Vortrag über Phantasie und Kreativität anhören müssen, hatte schließlich zur Kenntnis nehmen müssen, dass dieser nicht nur ,,Bilderverkäufer", also ,,Kommerz-Mann" sondern Künstler, nämlich Maler sei. Das Ganze hatte mit einer Wette geendet. Mit Tim, der neben ihm stand und alles mit angehört hatte.
Also hatte Al angefangen zu schreiben. Richtiger. Er hatte einen Computer und eine Menge schlauer Bücher gekauft, um mit dem Schreiben anzufangen. Drei Wochen waren um, nur noch eine Woche Zeit und der Erfolg hatte sich nicht eingestellt. Jetzt erschien auch noch seine an sich hübsche und junge Frau und bedrängte ihn wegen eines neuen Kleides und irgendeiner Party und forderte ihn auf, sein Einsiedlerleben aufzugeben. Da packte ihn die Wut und er warf ihr seine Kreditkarte an den Kopf. Plötzlich hellte sich ihre Miene auf. Sie lächelte. Machte auf der Stelle kehrt. Dann war Sie fort.
Dies alles, vor allem aber die völlige Erfolg- und Ergebnislosigkeit all seiner Mühen, erschütterte ihn endlich so sehr, dass er schließlich auf die Knie gefallen war und in einem innigen und heftigen Dialog mit Gott geklagt hatte, dass es an "Musenküssen" läge, dass er nicht vorangekommen sei, genauer: an ,,fehlenden Musenküssen". Also mussten diese her.
Er hatte sich gerade zurechtgesetzt, als ein leichter Glanz seine Aufmerksamkeit erregte, immer starker wurde, eine leise Musik ertönte und sie plötzlich vor ihm erschienen war: die Muse.
Er war fasziniert von ihrem Glanz und von seinem Glück. Als wenn er wie im Traume schwebte, näherte er sich ihr langsam, blickte in ihre blauen Augen, spürte ihr blondes Haar, dürstete nach ihren roten Lippen und ... küsste sie mitten auf den Mund. Ein greller Blitz zuckte und blendete ihn schmerzhaft, eine Wucht und ein Donnerschlag trafen ihn heftig und schmetterten ihn zu Boden. Mit groß aufgerissenen Augen starrte er sie an und vernahm ihre Worte, dass er nicht die Muse küssen dürfe, sondern sich umgekehrt von ihr küssen lassen müsse. Und dann hörte er nur noch ein Rauschen und den sanften Flügelschlag mit dem sie entschwebte.
Aber das, was die Muse gesagt hatte, wirkte in ihm fort: .... ein Bild malen, eine Geschichte schreiben....
Schauspieler*inRollenameSynchronschauspieler*in / Sprecher*inSynchron
Alexa EldredThe Muse [HR]
Sara KnightJamie [HR]
Philipp Müller-DornAl [HR]
Erik FreymanThe Painter [NR]
Dan KinsellaTim [NR]
Howard YapThe Panhandler [NR]