Die andalusische und die marokkanische Küste sind als Urlaubsparadies beliebt. Dennoch war bis vor wenigen Jahren weder der Wissenschaft noch der Öffentlichkeit bekannt, welch ein Naturparadies die Meerenge von Gibraltar, eine schmale Wasserstraße zwischen den Kontinenten Europa und Afrika, darstellt: Hier leben mehr Walarten auf engstem Raum als irgendwo sonst auf der Erde. Doch die Meerenge ist auch ein Nadelöhr des globalisierten Warenflusses mit einer weltweit einmaligen Dichte an Schiffsverkehr: Täglich durchqueren über 300 riesige Containerschiffe die Meerenge mit hohem Tempo. Wo sich moderne Transportrouten und uralte Wanderwege von Tieren treffen, kommt es zum Showdown zwischen den Riesen der Meere – und die Wale sind die Verlierer. In diesem wichtigen Futtergebiet werden sie immer wieder gerammt, geraten in die Schiffsschrauben, werden durch Abwässer vergiftet oder stranden desorientiert durch Unterwasserlärm.
Gibraltar zeigt wie unter einem Vergrößerungsglas, was heute weltweit mit Walen passiert. Während die Öffentlichkeit glaubt, dass Wale - im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten heute geschützt sind - sterben sie in Größenordnungen, die bisher undenkbar waren.
Die Wale haben mit knapper Not die Epoche der internationalen Walfänge überlebt, nun werden sie durch Schleppnetze, Umweltvergiftung und andere Faktoren in Mengen getötet, die Walfänger kaum vermocht hätten. Zudem verläuft in der Meerenge eine der am härtesten umkämpften Fronlinien der Nahrungskonkurrenz zwischen Wal und Mensch, die erstaunliche Ausmaße erreicht.
Vor über einem Jahrzehnt war es die Schweizerin Katharina Heyer, die zufällig entdeckte, dass es in dem Fadenkreuz zwischen Mittelmeer und Atlantik Wale gibt – und dass diese durch das enge Zusammenleben Verhaltensweisen zeigen, die auf der Welt einmalig sind. Im Zuge ihrer Recherchen sammelte sie erstaunliche Fakten und Erkenntnisse über die Weltmeere und ihre Bewohner. Um diese zu schützen, änderte die Modedesignerin ihr Leben und zog in die Region.
Ihrem Engagement stehen die Interessen des globalen Handels gegenüber, bestimmt durch milliardenschwere Waren, die täglich durch die Wasserstraße transportiert werden. Ein Kampf von David gegen Goliath. Dennoch hat sich Katharina Heyer ein großes Ziel gesetzt, um den Tieren zu helfen. "The Last Giants“ dokumentiert in faszinierenden Bil-dern ihren unermüdlichen Kampf für ein Hospital – ein Hospital für gestrandete Wale und Meerestiere.