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Wir sind Papst! - Marktl am Inn

  • Papstl (aka Marktl) (Arbeitstitel)
Dokumentarfilm | 2005

Drehdaten

Drehbeginn01.03.2005
Drehende01.06.2005
DrehorteMarktl
DrehregionenSüd-Deutschland

    Kurzinhalt

    Herrlicher kleiner Dokumentarfilm über die Auswüchse des plötzlichen Ruhms, der ein bis dato verschlafenes Städtchen überrascht und in helle Aufregung stürzt. Mit unaufdringlicher Handkameraführung fängt Mickel Rentsch die Meinungen, Hoffnungen und die Freude der Einwohner Marktls ein. Mit einigen Jahren Abstand blickt der Zuschauer sehr viel beruhigter und weiser auf die "Wir sind Papst"-Stimmung von 2005 zurück. Ein empfehlenswerter Film, nicht nur für Bayern.
    Marktl am Inn ist ein kleines, oberbayerisches Städtchen in der Nähe von Altötting. Die rund 3000 Einwohner gingen schon immer ihrem Alltag nach, und nichts hätte sie aus der Ruhe bringen können, wenn nicht ein Kind ihres Ortes zu höchsten Ehren aufgestiegen wäre. Heute ist Marktl natürlich jedermann bekannt als Geburtsort von Joseph Ratzinger.

    Als dieser am 19. April 2005 als Papst Benedikt XVI vor die Massen auf dem Petersplatz trat und das höchste Amt der katholischen Kirche auf sich nahm, brach in Marktl der Ausnahmezustand aus: Dass der Papst aus ihrer Mitte kommt, ist Grund genug zum Feiern. Und die Pilger sollten nicht ausbleiben.

    Filmemacher Mickel Rentsch erkannte die sich abzeichnende Entwicklung schon früh und begleitete Marktl am Inn bis zum persönlichen Besuch des Papstes über ein Jahr später. Mitanzusehen wie die Einwohner sich herausputzen und dann ihren Ort, wie sie Papstbier brauen, Papst-Postkarten drucken, Papstfiguren aufstellen und Papstbrot backen, ist eine wahre Schau.

    Wie Ehre des Kirchenamtes, Glanz für Marktl und persönliches Gewinnstreben in einer freien Marktwirtschaft miteinander einhergehen können, zeigt sich in den skurrilen Blüten, die in Marktl austreiben. Auch die Marktler selbst sind sich der teilweise obszönen Weltlichkeit ihrer Bemühungen, die Pilgerströme möglichst nutzbringend durch den Ort zu bugsieren, bewusst. Doch das hindert sie noch lange nicht daran, dann doch das eine oder andere Papst-Merchandising ins Regal zu stellen - es wird ja doch gekauft, so die Begründung.

    Gerade der zeitliche Abstand zum Papstgeschehen macht diesen Film so interessant: Nur im Rückblick wird klar, wie skurril die Vermischung von altehrwürdiger Kirche und modernen PR-Maßnahmen eigentlich ist. Mickel Rentschs Film, entstanden bei mehreren Besuchen mit der Kamera vor Ort, ist deshalb so gelungen, weil der Regisseur sich im Ort bewegen konnte wie ein Einheimischer, und weil die Marktler ihn akzeptierten wie einen von ihnen. Ein aufwendiger ausgestattetes Drehteam hätte weit weniger dokumentarisch arbeiten können als Rentsch, dessen Filmerei vor Ort bald zum intimen Alltag gehörte. So konnte sich der Münchner Filmemacher frei bewegen und einfangen, was "den Großen" garantiert entgangen wäre.

    Ein absolut nettes Portrait eines Ortes und seiner durchweg sympathischen Bewohner, die mit der überraschenden plötzlichen Bekanntheit ihres kleinen Städtchens genauso wenig zurechtkommen wie jeder andere auch. Filmtipp für den gemütlichen Sonntagnachmittag, mit Kaffee und Kuche

    Im Kino: Filmstarts und Uraufführungen

    ArtLandDatumAnmerkung
    KinostartDeutschlandDonnerstag, 14.05.2009