„Wien vor der Nacht“ ist eine essayistische Zeitreise des französischen Dokumentarfilmers Robert Bober. Er erkundet ein Wien, welches vor rund 100 Jahren eine andere Bedeutung hatte. Es ist die Zeit vom Ende der k. u. k. Monarchie bis zum Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland. Es ist die Zeit als Wien noch als kulturelle Haupt- stadt Europas galt, als Wien noch eine große jüdische Gemeinde beherbergte.Dieses Wien zeigt uns Bober mit Hilfe der jüdischen Intellektuellen, die zu der Zeit dort gelebt und gearbeitet haben: Stefan Zweig, Arthur Schnitzler, Joseph Roth, Franz Werfel und Sigmund Freud. Jene, deren Schriften den Regisseur schon seit jeher auf der Suche nach seiner eigenen Identität begleiten.Zudem erzählt Bober die ganz persönliche Geschichte – dabei das damalige Wien als Kulisse nutzend – seines Urgroßvaters. Bober hat ihn nicht mehr persönlich kennen gel- ernt, aber fühlt sich ihm verbunden. So ist „Wien vor der Nacht“, wie alle anderen Werke Bobers, ein Werk mit Bezug zu seiner Autobiographie.„Wien vor der Nacht“ ist also auch die Geschichte eines jüdischen Mannes, der sich 1904 von Polen aufmachte, um sich in den fernen USA eine neue Existenz aufzubauen. Wo er jedoch aufgrund eines Trochoms – welches er sich während der Überfahrt zugezogen hat – nicht einreisen durfte. Auf seinem Rückweg machte er Halt in Wien, um dort noch mal seinen alten Beruf, Blechschmied, aufzunehmen und um dort letztlich auch sein Lebens- abend zu verbringen.Anhand dieser Geschichte unternimmt Bober eine ganz persönliche Auseinandersetzung mit der Stadt Wien und dessen jüdischen Lebens vor der Shoa. Eine unvollkommene, aber poetische Rekonstruktion des historischen Wiens bewahrt die Zeit und Umstände vor dem Vergessen und zeigt zugleich, dass Erinnerung nur so möglich ist: als Annäherung an das Vergangene, die das Verschwinden oder das Abwesende nicht überdeckt, sondern es als solches im Bewusstsein hält und reflektiert. (http://www.kgp.co.at/)