Sie sollen prügeln, foltern und einsperren. Sie sollen die besten Verbindungen zur chilenischen Militärjunta haben. Waffen horten und Maschinenpistolen nachbauen. Sie sollen mit Waffen handeln, Experimente an Menschen unternehmen und mit Geheimdiensten zusammenarbeiten.
Dreihundert biedere Deutsche, in Lebensstil und Auftreten stehengeblieben in den vierziger Jahren, die Frauen mit Knoten im Haar, die Männer mit sauberem Seitenscheitel, treten ein für deutsche Ideale, für Sauberkeit und Ordnung, für Tüchtigkeit und Geschick, für Fleiß und Disziplin und werden doch in der internationalen Öffentlichkeit mit allem in Verbindung gebracht, was den "bösen Deutschen" ausmacht.
Was ist diese geheimnisumwitterte "Colonia Dignidad" im Süden von Chile, in der seit einem Vierteljahrhundert Deutsche für mysteriöse Nachrichten, Horrormeldungen und Angst und Schrecken in der Umgebung sorgen?
Gero Gemballa, freier Fernsehjournalist, recherchierte mehr als zwei Jahre rund um den Globus zusammen mit Kollegen im In- und Ausland Geschichte, Macht und Einfluß der Deutschen in Chile nach. Im August 1987 gelang es ihm als einzigem Reporter, das Lager zu betreten und Filmaufnahmen mitzunehmen. Er war für zwei Tage unter eigentümlichen Umständen Gast der Kolonie-Führer.
In einer 90-minütigen auf bisher unveröffentlichtem Material basierenden Dokumentation der Radio Bremen-Reihe UNTER DEUTSCHEN DÄCHERN rekonstruiert er das komplizierte Geflecht aus Interessen, gegenseitiger Erpressung und politischer Übereinstimmung, beschreibt die ungewöhnlichen Recherchebedingungen, die Behinderung des Kamerateams in Chile und die Versuche der "Colonia Dignidad", jede Veröffentlichung zu verhindern.