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foto | © SWR
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Doku (Reihe) | 2003

Projektdaten

Seitenverhältnis16:9 (1 : 1,78)
Bildnegativmaterial35mm
TonformatStereo

Kurzinhalt

"Kinder schließt die Augen, gleich nach dem Tunnel kommt... Lyon!" soll der französische Schriftsteller Daudet ausgerufen haben, wenn der Zug Paris-Provence durch die südfranzösische Metropole fuhr. Trist und verkommen muss sich die Stadt damals präsentiert haben.

Heute führen Tunnel die Reisenden nach Süden gleich an der Stadt vorbei, aber der Ruf hat sich nicht wesentlich gebessert. So bleibt die unbekannte Schöne zwischen den Flüssen Rhone und Saone sich treu: arbeitsam und verschlossen, reich und unprätentiös.

Dabei gäbe es soviel zu erzählen: von den glanzvollen Zeiten als römisches Kultur- und Handelszentrum, von den quirligen Märkten im 15.Jahrhundert, von des Sonnenkönigs Mätresse und Napoleons Besuchen.... Und dazwischen das Rascheln und Knistern der Seide!

Die Italiener brachten die klappernden Webstühle und rasenden Schiffchen nach Lyon, dazu ihre Lebensart und ihre Architektur. Seit Beginn des 16. Jahrhunderts wird an der Saone der Faden einer hässlichen Raupe zu changierendem Taft, glänzendem Samt, duftigem Chiffon verarbeitet. Aus Lyon kommt fortan der Stoff, aus dem die Königsträume sind. Gewebt wird hinter schlichten Fassaden, die prachtvolle Höfe verbergen und durch ein Labyrinth von Gängen verbunden sind - traboules.

Die "traboules" sind wie die Seele der Stadt. Versteckt hinter unscheinbaren Türen, mal schlecht beleuchtet muffig, mal von feierlicher Schönheit wie ein Kreuzgang. Immer sind sie eine Entdeckungsreise, die in einer Straße beginnt und in einer anderen Straße, einer anderen Zeit, einem anderen Licht endet. Hier wurde die Seide unbehelligt von Wind und Wetter zu den Händlern transportiert, hier versteckten sich die Feinde der Jakobiner vor den Häschern der Revolution, hier probten die Weber den Aufstand, hier flohen die Widerstandskämpfer der Résistance vor den Faschisten...

Lyon - das ist begehbare Geschichte. Vom Renaissance-Viertel über eine Brücke zu den Prachtbauten des 17./18.Jahrhunderts, dann den Berg hinauf in die riesigen Weber-Häuser des 19. Jahrhunderts. Durch die "traboules" und am seidenen Faden entlang. (Quelle: SWR)