Rückruf

„Der Zug fing an zu fahren und Eva lief neben uns her - das hat mich so an meine Fahrt in die Emigration erinnert, als Richard so mitgelaufen war, und ich wusste, ich seh´ ihn nie wieder. Das machte mich ganz traurig" Mit dem Reisetagebuch seiner Urgroßmutter und voller Fragen kehrt Jakob aus Israel zurück. Sein erster Anruf gilt seiner Großmutter Eva. "Langsam lösen sich helle Flecken aus dem schwarzen Bildflimmern, werden zu unscharfen Lichtreflexionen und schließlich zu Gesichtern, Häusern, Menschen, Städten und Landschaften. Der Kamerablick selbst sowie die Montage ähneln dem neugierigen Blinzeln eines Kindes, das zum ersten Mal in eine andere Welt schaut. Absperr-Gitter werden ungläubig angestarrt. Eckdaten einer Familienchronik werden deutlich, Namen erwähnt und Orte angedeutet, doch bleibt das Gespräch immer ein privates, das Lücken entstehen läßt bei Familien-fremden Zuhörern. Doch genau diese Lücken sind es, diese Auslassungen und Freiräume, die eine noch viel umfassendere Erzählung aufmachen mit Raum für eigene Gedanken und Interpretationen. Neugierig und mutig scheut sich Jakob Brossmann nicht davor, immer wieder nachzufragen, auch wenn es beiden Gesprächspartner manchmal die Sprache verschlägt. Genauso neugierig sieht man ihn durch Israel reisen und spürt, wie sorgfälltig er versucht, seine verschiedenartigsten Eindrücke, das heute und das damals, Israel und Österreich, das Leben seiner Großmutter und sein eigenes, zu einem Film zu montieren, der mit nur zehn Minuten Länge eine unglaubliche Dichte aufweist und der doch unabgeschlossen, eigentlich unabschließbar zurückbleibt. Denn vieles wurde nicht gesagt, einige Fragen bleiben offen, es wird noch viele Gespräche geben zwischen Jakob und seiner Großmutter." (von Dominique Gromes)