Das Opernhaus in Kyiv. Die ersten Gäste stehen ungeduldig vor der Tür, in Vorfreude darauf, dass der Zauber der Musik sie umschließt und ein unvergesslicher Abend beginnt. Im Opernhaus selbst hat der Abend längst begonnen. Und er ist weniger Zauber als Alltag. Die Mitarbeiterinnen an der Garderobe bereiten sich darauf vor, Mäntel entgegenzunehmen und Kleidermarken sowie, falls gewünscht, auch Operngläser auszugeben. Und dann heißt es warten. Warten, bis das Orchester den letzten Ton gespielt hat (manchmal pünktlich, manchmal mit Verspätung), warten, bis sich die Türen des ehrwürdigen Saals wieder öffnen und alle gleichzeitig bedient werden möchten. In ihrem Kurzdokumentarfilm OPERA GLASSES wählt die Regisseurin Mila Zhluktenko, die an der Hochschule für Fernsehen und Film in München studiert, eine ungewöhnliche Perspektive, indem sie die Welt der Oper aus dem Blickwinkel der dort arbeitenden Menschen präsentiert. Das Gefühl, das Zhluktenko und ihre Kamerafrau Rebecca Hoeft dabei erzeugen, wechselt dabei fließend von einer lgleichförmigen Lakonie hin zu unfreiwilliger Komik, wenn die Diskrepanz zwischen dem Ereignischarakter eines Opernabends und dem Arbeitsalltag deutlich wird. Ganz ohne Kommentar und mit einem sehr genauen Blick für die kleinen Momente des Lebens gelingt OPERA GLASSES eine filmisch kluge Milieustudie eines ganz besonderen Ortes.
-FBW