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Dokumentarfilm | 2004 | arte, ZDF [de] | Religion | Deutschland

Kurzinhalt

Bis heute säumen den Jakobsweg, die Pilgerstraße von Frankreich nach Santiago de Compostela in Spanien, Skulpturen der Romanik, die alles andere als fromm sind: Ganz im Gegenteil, sie sind pornografisch. Der Berliner Religionswissenschaftler Claudio Lange hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Bildsprache zu dechiffrieren und das beinahe undenkbar Obszöne zu deuten. Hat sich etwa vor bald Tausend Jahren von Spanien aus eine propagandistische Verunglimpfung des Islam verbreitet, die dazu diente, die Kreuzzüge zu rechtfertigen?



ZDF © Bitcom international



Die Geschichte gleicht einem Krimi: Sie beginnt in einem mächtigen Kloster des Mittelalters, und der Fall ist bis heute nicht ganz gelöst. Es geht um pornografische Skulpturen und Bildhauereien der Romanik, die den Jakobsweg säumen. Die Bildsprache entlang der Pilgerstraße von Frankreich nach Santiago de Compostela in Spanien ist bis heute noch nicht vollständig entschlüsselt. Hat sich etwa vor bald Tausend Jahren von Spanien aus eine propagandistische Verunglimpfung des Islam verbreitet, die dazu diente, die Kreuzzüge zu rechtfertigen? Möglicherweise erdacht von der Machtzentrale der katholischen Kirche in dieser Zeit, der Abtei Cluny nördlich von Lyon? Zumindest belegt dies der Berliner Religionswissenschaftler Claudio Lange mit unzähligen Fotos. Seit 15 Jahren bereist und erforscht der in Chile geborene Lange das romanische Europa, immer mit geschultem Blick, um das anti-islamische Programm zu dechiffrieren und das undenkbar Obszöne zu deuten. Denn nicht eine kleine lesende Elite musste für den heiligen Krieg und die Kreuzzüge gewonnen werden, sondern das Volk. Und so hatten damals die Bildhauer offensichtlich den Auftrag, allgemein verständliche Verunglimpfungen in einer höchst banalen Bildsprache zu hämmern und zu modellieren. Schlagende Argumente und Klischees mussten her, wie etwa: Muslime masturbieren, Männer wie Frauen - und zwar in den unmöglichsten Stellungen und mit unglaublich großen Geschlechtsteilen. Sie konsumieren Drogen, saufen und huren. Mit diesen sich langsam auswaschenden, aber meist gut erhaltenen fragwürdigen Symbolen der Intoleranz leben bis heute entlang des Jakobswegs Pilger, Spanier, Franzosen und andere Besucher. (Quelle: ARTE)