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Der Champagner Spion

  • The Champagne Spy (Internationaler Englischer Titel)
Dokumentarfilm | 2006 | arte, ZDF [de] | Deutschland, Israel

Kurzinhalt

Im Kairo der fünfziger und sechziger Jahre leben auffallend viele Deutsche. Einige haben sich nach dem Krieg hierher abgesetzt, andere, vor allem Wissenschaftler, wurden von Nasser engagiert, um Raketen für Ägypten zu entwickeln. Unschwer zu erraten, gegen wen sie eingesetzt werden sollen. Der israelische Geheimdienst jedenfalls ist alarmiert und sucht nach einem geeigneten Agenten. Kairo wäre ein lebensgefährliches Pflaster für jeden Israeli, die Wahl fällt deshalb auf den deutsch-stämmigen Major der Kavallerie, Ze’ev Gur Arie. Er war als Kind in den dreißiger Jahren mit seiner Mutter aus Deutschland nach Israel geflüchtet. Noch ist für seine zukünftigen Vorgesetzten im Mossad nicht zu erkennen, in welche Komplikationen Gur Aries eigenwillige Persönlichkeit sie bringen wird.

Bei seiner Schulung erweist er sich als geborener Schauspieler und bricht 1962 nach Kairo auf, unter der auf ihn zurecht geschneiderten Identität von ‚Wolfgang Lotz’ – Ex-Nazi, Millionär und Pferdezüchter. Seine israelische Frau Rivka und sein 12jähriger Sohn Oded werden für die Dauer der Mission nach Paris umgesiedelt. In Kairo führt Lotz ein Luxusleben unter dem Schutz seiner verdeckten Identität. Er gibt Millionen aus und tritt dem exklusiven „Gizza Cavalry Club“ bei, in dem er sich mit hochrangigen ägyptischen Offizieren
und deutschen Wissenschaftlern anfreundet. Er wird sehr schnell zum Maskottchen der High Society von Kairo.

Alle sechs Monate reist Lotz heimlich via Deutschland nach Paris, wo er dem Mossad Bericht erstattet und ein paar Tage mit seiner Familie verbringt. Bei einem Zwischenstopp in München begegnet er einer bezaubernden 29-jährigen deutschen Blondine, Waltraud Neumann. Sie verlieben sich Hals über Kopf und heiraten heimlich zwei Wochen später. Damit bricht er nicht nur eine Regel des Mossad-Kodex, auch hintergeht er seine Familie und nicht zuletzt seine neue Frau Waltraud, die erst viel später seine wahre Existenz erfahren wird. Waltraud folgt ihm ahnungslos nach Kairo, als perfekte Ergänzung seiner Legende. Längst spielt er nicht mehr Wolfgang Lotz, er ist es.

Seinen mondänen Lebensstil als millionenschwerer deutscher Geschäftsmann aufzugeben, scheint undenkbar, und tatsächlich gelingt es ihm, unter abenteuerlicher Ausnutzung seiner neuen Frau, seiner deutschen und ägyptischen Freunde die entscheidenden Informationen über das Raketenprogramm zu beschaffen. Er dringt sogar auf das Testgelände vor, wird fest genommen und wieder freigelassen. Seine Tarnung scheint perfekt. Und dann wird er endgültig verhaftet, zusammen mit Waltraud. Sofort gesteht er die Spionage, aber kaltblütig hält er während der brutalen Verhöre an seiner Legende als deutscher Staatsbürger fest. Dies, und dass er nie beschnitten wurde, rettet ihm das Leben.

Nach einer dramatischen Gerichtsverhandlung, die weltweit Furore macht, und einigen Jahren im Gefängnis kehrt Lotz nur kurz nach Israel zurück, nicht aber zu seiner ersten Frau und seinem Sohn. Er zieht schließlich nach Deutschland und verbringt einen ärmlichen Lebensabend als Vertreter in München, wo er 1993 vereinsamt stirbt.

Der Sohn von ‚Wolfgang Lotz’, Oded Gur-Arie, ist heute 55 Jahre alt und lebt als erfolgreicher Geschäftsmann in Michigan (USA). Oded war zwölf Jahre alt, als sein Vater ihm sein Agentendasein enthüllte. Genauso abrupt brach er dann zu seiner Mission nach Kairo auf und überließ es Oded, allein mit diesem schwerwiegenden Geheimnis zurecht zu kommen. Bei den seltenen Besuchen des Vaters in Paris schien es, dass er immer mehr seiner verdeckten Identität als deutscher Millionär und Pferdezüchter erlag und sich zunehmend seiner Familie entfremdete.

In der abendfüllenden Dokumentation „Der Champagner Spion“ bricht Oded zu einer inneren und äußeren Reise in das Leben und die Persönlichkeit seines Vaters auf, von der er bisher ausgeschlossen war – unter anderem auch seine deutsche Herkunft. Der Film gewährt uns dabei nicht nur einen exklusiven Einblick in eine der dramatischsten Spionage-Operationen nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern zeigt auch den Preis, den die beteiligten Menschen dafür zahlen mussten.

In dreijähriger Recherche wurden seltene Filmdokumente jener Zeit gesichert, auch private 8mm und 16mm Aufnahmen. Zum ersten Mal haben sich einige Führungsoffiziere des Mossad zu Aussagen bereit erklärt, um die emotionalen und persönlichen Hintergründe des Spionage-Geschäfts zu beleuchten.