Wenn der Staat feststellen könnte, ob jemand in der Zukunft ein Gewaltverbrecher sein wird - was würde dann passieren? Der SWR-Thriller "Alpha 0.7 - Der Feind in dir" stellt ab November die Frage nach einem solchen Überwachungsstaat - und schafft einen neuartigen Erzählkosmos, indem er die sechsteilige Fernseh-Miniserie mit Internet und Radio verzahnt.
"Brainscanner schauen direkt in unser Gehirn", sagt eine junge Aktivistin. Einer ihrer Mitstreiter muss untertauchen - wo hat er Spuren hinterlassen? Auf einer großen Tafel zeigt sie dem verblüfften Mann, wo überall Überwachungskameras installiert sind. Dann fragt sie: "Bist du in irgend so einem Netzwerk?" Damit meint sie Plattformen wie Facebook, bei denen Menschen ihre Privatsphäre der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Szene macht neugierig.
Wir befinden uns am Set von "Alpha 0.7 - Der Feind in dir". Ziemlich am Ende der langen, steilen Hasenbergsteige in Stuttgart, zwischen schicken Villen, versteckt sich ein vernachlässigtes Haus, das für die Dreharbeiten zur Unterkunft einer Aktivistengruppe umfunktioniert wurde. Drinnen müffelt es, die Film-Requisite ist kaum von zurückgelassenen Gegenständen aus früheren Zeiten zu unterschieden, als das Haus noch benutzt wurde.
Fernsehen, Internet und Radio
"Alpha 0.7 - Der Feind in dir" ist ein Projekt, das es in dieser Form in Deutschland noch nie gegeben hat. Denn der Thriller ist zum einen eine Miniserie, doch er nutzt mehr als das Fernsehen allein: Im Radio und im Internet werden jeweils eigenständige Erzählstränge aufgebaut, die zusammen mit dem Film ein großes Ganzes ergeben. Ein Beispiel: Im Fernsehen wird immer wieder auf das Internet verwiesen. Dort finden die Zuschauer dann mehr zur Geschichte. Die fiktionale Zukunftswelt von "Alpha 0.7" taucht auch in der heutigen Realität auf, zum Beispiel durch "echte" Auftritte der fiktiven Band "crash:conspiracy". Im Rahmen einer Hörspiel-Serie wird die Geschichte von "Alpha 0.7" dann im Radio weitergesponnen.
Wer mag, kann aber auch nur ein Medium nutzen, dessen Geschichte jeweils in sich geschlossen ist. Anders als in den USA, Skandinavien oder Belgien wurde in Deutschland bisher noch keine fiktionale Serie konsequent als transmediales Projekt angegangen.
(Quelle: SWR - Debüt im Dritten)