Im Rahmen eines Film-Castings werden drei sich bewerbende Frauen in Paris auf ihr Potential hin befragt, eine Marianne des 21. Jahrhunderts zu verkörpern. Geleitet von den individuellen Lesarten dieser historischen Figur vermisst Goldmann in drei Episoden, unter den richtungsweisenden Titeln „Blau“, „Weiß“ und „Rot“, den schmalen Grat zwischen Geschichtsschreibung und Mythos, Dokumentation und Fiktion, Ironie und Pathos. Was bedeuten Werte wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit für die befragten Frauen heute? Inwiefern kann nicht nur in Mariannes Fall, sondern auch jenem dieser drei Protagonistinnen, von Konventionen brechender, weiblicher Selbstverwirklichung gesprochen werden? Momente der Verwirrung zwischen den Darstellenden und ihren Rollen, zwischen Verführung und Zurückweisung, zwischen Realität und Traum prägen Goldmanns filmische Exploration menschlicher Wahrnehmungs- und Gefühlswelten und deren mitunter unheimlicher Abgründe.